Welche Auswirkungen hat die Abschaltung des DECT-Netzes?

Welche Auswirkungen hat die Abschaltung des DECT-Netzes?

DECT steht für Digital Enhanced Cordless Telecommunications, auf Deutsch "verbesserte digitale Schnurlos-Kommunikation". Es handelt sich dabei um einen internationalen Funkstandard in der Telekommunikation, der insbesondere von schnurlosen Telefonen genutzt wird.

DECT-Telefonsysteme bestehen mindestens aus einer Basisstation und einem oder mehreren Mobilteilen. Für das Telefonieren ist die Funkverbindung zwischen den beiden Komponenten notwendig. Im Gegensatz zu Mobilfunknetzen ist DECT eine Technologie, die ausschließlich für den Zugang von wenigen Teilnehmern über ein gemeinsames Netzwerk von DECT-Sendern verwendet wird. DECT beschreibt dabei nicht das Netz, sondern die Technologie, die für den Zugang zu diesem eingesetzt wird.

Seit 2009 wurde die Betriebserlaubnis für andere Schnurlostelefone aufgehoben, da ihre Frequenzbänder anderweitig vergeben wurden. Demnach ist die DECT-Technologie die einzige Funkübertragungstechnologie, die aktuell im Einsatz ist.

Obwohl die Technologie bereits seit über 25 Jahren existiert und in vielen Haushalten genutzt wird, stellt sich die Frage nach der Zukunft des DECT-Netzes. Bis ins Jahr 2025 hat die Bundesnetzagentur die Verwendung von DECT-Geräten vorerst verlängert. Ob es sich dabei um die letzte Verlängerung handelt, ist unklar.

Warum soll das DECT-Netz abgeschaltet werden?

Bereits im Jahr 1993 wurde das DECT-Netz vom Europäischen Institut für Kommunikationsstandards eingeführt. Warum die Technologie nun kurz vor ihrem Ende steht, ist auf mehrere Faktoren zurückzuführen.

Ablaufdatum der Allgemeinzuteilung

Eine Allgemeinzuteilung bedeutet, dass die Bundesnetzagentur für ganz Deutschland einheitlich festlegt, in welchem Frequenzbereich und mit welcher Sendestärke Funkgeräte senden und empfangen dürfen. Um Funkgeräte betreiben zu können, sind spezielle Genehmigungen der Bundesnetzagentur erforderlich. Um den Anmelde- bzw. Genehmigungsprozess zu vereinfachen, wurde die Methode der Allgemeinzuteilung eingeführt, diese findet beispielsweise auch bei WLAN Anwendung.

Der zugewiesene Frequenzbereich für DECT-Telefone liegt zwischen 1880 und 1900 MHz. Das heißt, dass in diesem Frequenzbereich kein anderes Gerät funken darf. Um dies zu gewährleisten, hat die Bundesnetzagentur die Allgemeinzuteilung für DECT-Telefone bis zum 31. Dezember 2025 verlängert. Ohne diese Verlängerung wäre die Allgemeinzuteilung Ende 2020 ausgelaufen, was somit das Ende der DECT-Telefone in Deutschland bedeutet hätte.

Mangelnde Sicherheit

Laut Presseberichten können per DECT geführte Gespräche ohne großen Aufwand abgehört werden. Auch das deutsche Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik kritisiert den DECT-Verschlüsselungs-Algorithmus, und belegt, dass der Standard der DECT-Geräte „bei weitem nicht den heutigen Ansprüchen einer sicheren Verschlüsselung“ entspreche.

Mangelhafte Funktionstüchtigkeit

Die Reichweite von DECT-Geräten ist gegenüber Mobilfunkgeräten deutlich geringer. Im Inneren von Gebäuden beträgt diese nur 50m, im Freien rund 300m. Da deswegen schnell die Verbindung unterbrochen werden kann, müssen mehrere Basisstationen genutzt werden mehrere Basisstationen genutzt werden. Aus diesem Grund werden bereits stattdessen Handys für eine funktionierende Verbindung außerhalb des Firmengeländes genutzt. Problematisch ist ebenfalls, dass DECT-Geräte verschiedener Hersteller oft nicht miteinander kompatibel sind und demnach nicht alle Funktionen einwandfrei genutzt werden können.

Keine Zukunftsperspektiven

Klar ist, dass viele Produzenten keine Zukunft in der DECT-Technologie sehen. Aus diesem Grund werden weltweit keine Ersatzteile für Festnetztelefone mehr hergestellt. Auch eine Wartung ist bereits unmöglich. Alle Länder müssen daher früher oder später ihre Festnetztelefone abschaffen und Alternativen finden.

Welche Auswirkungen hat die Abschaltung des DECT-Netzes auf den Arbeitsschutz?

DECT-Lösungen werden im Arbeitsschutz oft in Verbindung mit einer Telefonanlage und einem Alarmserver. Besonders in Unternehmen, deren Mitarbeiter:innen oft an verschiedenen Orten innerhalb des Betriebsgeländes unterwegs sind, werden DECT-Geräte mit Alarmfunktion für den Arbeitsschutz eingesetzt. Sie ermöglichen, dass die Mitarbeiter:innen auch dann erreichbar sind, wenn sie sich nicht an ihrem Arbeitsplatz befinden. Insbesondere bei der Arbeit auf großen Firmengeländen oder in Lagerhallen ist dies von Vorteil. Die meisten Spezialtelefone mit Totmannschaltung, die zum Arbeitsschutz eingesetzt werden, funktionieren über das DECT-Netz.

Die Abschaltung des DECT-Netzes 2025 bedeutet demnach für den Arbeitsschutz, dass nach alternativen Alarmierungs- bzw. Notsignal-Geräten gesucht werden muss. Dafür muss eine Analyse der jeweiligen Anforderungen des Unternehmens durchgeführt werden, um sich im nächsten Schritt für ein passendes System zu entscheiden, welches die DECT-Geräte, die aktuell im Einsatz sind, ersetzt.

Mobilfunklösungen können heute im Vergleich zu DECT-Geräten vollständig ortsunabhängiges Arbeiten ermöglichen. So sind die Mitarbeiter:innen eines Unternehmens ständig und überall erreichbar, auch mit nur einem Gerät. Mit dem Ende von DECT werden demnach Mobilfunk- und WLAN-basierte Lösungen im Arbeitsschutz eine wichtige Rolle spielen.

Welche Alternativen gibt es?

Die Abschaltung des DECT-Netzes hat zur Folge, dass sich Unternehmen nach neuen Möglichkeiten zum Schutz Ihrer Mitarbeiter:innen umschauen müssen. So können  beispielsweise neue Mobilfunkstandards und alternative Geräte im Arbeitsschutz eingesetzt werden.

Geräte

  • WLAN-Telefone

WLAN-Telefone sind sowohl als Tischtelefone als auch als Mobilteile erhältlich und können nicht nur Sprachdaten, sondern auch Bild- und Videodaten übertragen. Wenn das WLAN Netz gut ausgebaut ist, können WLAN-Telefone ohne Aufwand in das Firmennetzwerk integriert werden. Die WLAN-Telefone nutzen dabei den vorhandenen Router als Basisstation.

  • Smartphones

Smartphones sind Mobiltelefone, die mit Betriebssystemen ausgestattet sind und durch die mobile Breitbandverbindung des Mobilfunkanbieters oder WLAN Internetzugang haben. Neben dem Telefonieren, sowie dem Schreiben und Empfangen von Nachrichten ermöglicht ein Smartphone auch das Speichern und Versenden von Bild- und Videodateien, Navigation oder auch die Nutzung als mobile Informationsquelle. Zudem sind Smartphones besonders praktisch, da sie meist griffbereit und vor allem nicht ortsgebunden sind. So sind die Bediener:innen auch unterwegs stets erreichbar.

Mobilfunkstandards

  • 2G

Das 2G-Netz gilt als das erste volldigitale Mobilfunknetz und ist der Nachfolger der ersten Generation analoger Netze. Es handelt sich dabei um den am weitesten verbreiteten Mobilfunkstandard, der in Deutschland nahezu flächendeckend verfügbar ist. Genutzt wird 2G für Telefonie und SMS, aber auch für die Datenübertragung mit einer maximalen Bandbreite von 9.6 KBit/s im Download.

  • 3G/UMTS

UMTS, auch 3G genannt, ist ein Mobilfunkstandard für die mobile Datenübertragung. Auf iPhones ist das 3G-Zeichen oben in der Statusleiste zu finden, bei Android wird ein "H+" angezeigt. Im Vergleich zu 2G ermöglicht UMTS höhere Datenübertragungsraten. Ebenso können mit 3G mehrere Datenströme gesendet und empfangen werden. Dies ermöglicht Geschwindigkeiten von bis zu 384 KBit/s. Das mobile Internet findet durch 3G seinen Anfang.

  • 4G

Der Mobilfunkstandard LTE (Long Term Evolution) gilt noch immer als eine der schnellsten Technologien auf dem Markt und gehört zu der vierten Generation. Die Basis des 4G-Standards ist UMTS, die Bandbreite ist jedoch um einiges höher als bei den vorherigen Mobilfunkstandards. Die Übertragungsraten von 4G betragen 150 MBit/s. Die Übertragung von Datenpaketen erfolgt hierbei in nur 20-50 Millisekunden.

  • 5G

Der aktuelle Mobilfunkstandard und Nachfolger von LTE ist das Netz der fünften Generation, 5G. Dieses bietet im Vergleich zu LTE eine noch schnellere und sicherere Datenübertragung, sowie hohe Bandbreiten und das bei einem sehr geringen Energiebedarf. Die Übertragungsgeschwindigkeit ist außerdem ganze zehnmal schneller als beim 4G-Standard. Durch die verbesserte und effizientere Funktechnik werden somit in derselben Zeit deutlich mehr Informationen übertragen. Die Kombination aus IoT (Internet der Dinge) und 5G ermöglicht die Expansion auf neue Anwendungsbereiche, die neben Smartphones und Tablets auch 360 Grad Videoinhalte, Virtual und Augmented Reality, Smart Home oder autonomes Fahren beinhalten.

Abschaltung DECT-Netz Mobilfunk 5G
Das 5G-Netz ermöglicht nicht nur zwischenmenschliche Kommunikation, sondern vernetzt auch Maschinen auf eine effizientere Art und Weise.

Welche Vorteile ergeben sich durch die Abschaltung des DECT-Netzes?

Die Abschaltung des DECT-Netzes öffnet die Türen für digitale Systeme für den Arbeitsschutz. Viele Jahre sind DECT-Geräte bereits im Einsatz und haben dabei gute Dienste geleistet. Die Technologie entwickelt sich jedoch ständig weiter und lässt uns dadurch auch die Nachteile der altbekannten Systeme für den Arbeitsschutz erkennen.

Die Reichweite von DECT-Geräten ist im Vergleich zu Mobilfunkgeräten stark eingeschränkt und beträgt in Gebäuden teils nur 50 Meter. Für den Arbeitsschutz stellt dies eine Gefahr dar, da nicht in jedem Moment ein Notsignal gesendet werden kann. Im Notfall können so Unfälle nicht rechtzeitig erkannt werden, was schwerwiegende Verletzungen zur Folge haben kann. Ebenso sind DECT-Geräte meist unhandlich und nicht besonders einfach in der Bedienung.

Smartphonebasierte Lösungen bieten im Vergleich zu Hardware-Lösungen Vorteile in Bezug auf die Benutzerfreundlichkeit und Kosten:
Externe Notsignal-Geräte werden oft nicht vorschriftsgemäß verwendet, da diese unhandlich und schwer zu bedienen sind. Bei smartphonebasierten Lösungen ergeben sich geringere Kosten für das Unternehmen, da die Investition in zusätzliche Hardware-Geräte wegfällt. Wenn Sie mehr über Smartphones als Notsignal-Geräte basierend auf dem Mobilfunk- und WLAN-Netz erfahren möchten, klicken Sie hier.

Da im Zeitalter der Digitalisierung jeder sein Smartphone stets bei sich trägt, werden Arbeitsschutz-Apps nach der Abschaffung des DECT-Netzes einen hohen Stellenwert haben. Auch eher traditionelle Unternehmen, wie die Baubranche und die Produktion, werden sich so nach und nach auf den Weg in eine digitale Zukunft begeben.

Fabian ZellerMichael ZerbinKatharina Hochmuth

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